Ghost und Dead Soul in Köln Live Music Hall
Ghost und Dead Soul
Location: Live Music Hall Köln
Datum: 5.11.2015
Ein GHOST-Konzert ist kein normales Konzert. Eher gleich es einer Messe. Auf der letzten Tour 2013 wurden sakrale Gesänge in der Umbaupause gespielt und die gesamte Halle roch nach Weihrauch. Zwei Jahre später hat sich das Bild nicht wirklich geändert. Allerdings ist das Publikum in der Kölner Live Music Hall breiter gefächert. Wo früher meist Metalheads in der Halle standen, kann man nun ebenfalls gut Indie Rocker, HEAVEN SHALL BURN-Shirts oder „Normalos“ sehen. GHOST ist nun einmal ein Phenomen, welches viele verschiedene Kreise anspricht. Das dritte Album „Meloria“, welches heute live vorgestellt wird, ist der beste Beweis dafür.
Zunächst ist allerdings das schwedische Trio DEAD SOUL an der Reihe. Drums vom Band, die Gitarren klingen sehr verzerrt und der Gesang ist düster-monoton. Musikalisch erinnert man irgendwie an COLD CAVE mit mehr Gitarren und einer etwas klassisch rockigeren Note. Schlecht ist der Sound aber nun wirklich nicht. Das scheinen die Kölner ähnlich zu sehen und schenken der wohl zum Großteil unbekannten Band ordentlich Applaus nach den Songs. Etwas mehr Show hätte während des halbstündigen Sets allerdings schon sein können. Der Sänger steht eigentlich nur vor seinem Mikroständer und die beiden Mitstreiter switchen zwischen Gitarre und Keyboards. Dennoch sollte man DEAD SOUL wohl mal auf dem Schirm behalten.
Dann betreten die Nameless Ghouls von GHOST endlich die Bühne und legen nach einem kurzen Intro mit ‚Spirit‘, dem Opener des neuen Werks „Meloria“ ordentlich los. Die Stimmung auf Seiten der Fans kommt schnell zum überkochen als Papa Emeritus III die Bühne betritt, um seine Messe zu beginnen. Live kommt besonders das aktuelle Material der Schweden um einiges ruppiger rüber als auf der wirklich gut, wenn auch genauso glatt produzierten LP rüber. Ein weiteres Beispiel für diese These ist das darauf folgende ‚From The Pinacle To The Pit‘.
Das Publikum frisst den adrett in Frack gekleideten Rockern aus der Hand. Egal, ob altes Material wie ‚Ritual‘, Songs des viel beachteten „Infestissuman“ wie ‚Body and Blood‘ oder natürlich ‚Year Zero‘, welches auch heute wieder lautes Mitsingen des Intros erfordert – GHOST kann bei der Setlist eigentlich nicht viel falsch machen. Die Show ist zudem bis ins Detail perfektioniert: Nebel und Licht harmonieren, wie selten zuvor, die Kölner Sisters of Sin servieren den ersten Reihen Shots, Papa Emeritus legt zur Mitte des Sets seine Kutte ab und tritt ebenfalls in einem Frack auf, was ihn wie einen jugendlichen King Diamond erscheinen lässt und zudem überrascht der Frontmann mit extrem witzigen Ansagen, die gar nicht so recht zu den stets finster dreinblickenden Fotos von ihm passen wollen. Ganz fantastisch ist ebenfalls die Akustikversion von ‚Jigolo Har Megiddo‘ – die könnte die Band ruhig einmal aufnehmen.
Nachdem ‚If You Have Ghost‘ das Set beendet, betreten die Musiker nach ein paar Augenblicken erneut die Bühne für eine Zugabe. Diese folgt in Form vom üblichen Schlusssong ‚Monstrance Clock‘, die die Stimmen des Publikums noch einmal vollends fordert. Nach etwa 80 Minuten ist dann Schluss mit einem Konzert, welches nicht eine Sekunde über auch nur ansatzweise langweilig war. Ganz großes Kino!
Text und Foto by Sebastian Berning
Englisch Version
Facebook