DEFEATER Interview mit Derek Archambault
(2015)
Lass uns doch erst einmal über euer neues Album „Abandoned“ sprechen. Was sind deiner Meinung nach die größten Unterschiede zwischen dem neuen Album und „Letters Home“?
Derek Archambault: Puh, das ist eine schwierige Frage… Ich weiß es nicht, haha. Ich denke der Unterschied ist, dass wir bei diesem Album mehr Zeit hatten. Wir hatten etwa vier Monate für das Songwriting – so viel Zeit haben wir noch nie dafür investiert. Wir sind die einzelnen Parts wirklich akribisch durchgegangen. Das machen wir immer, aber dieses Mal war es noch fokussierter.
Mich persönlich hat euer neues Album wieder sehr an euer erstes, „Travels“, erinnert. Wie würdest du „Abandoned“ jemanden beschreiben, der es noch nicht gehört hat?
Es ist definitiv DEFEATER und man wird uns auch sofort wieder erkennen, aber es ist eher an „Travels“ und die „Lost Ground“ EP angelehnt vom Sound her. Die neuen Nummern haben wieder viel von dem alten Drive.
Was ist dein Liebling auf dem Album?
Auch eine schwierige Frage. Ich mag ‚Devination‘ sehr… Ja, das ist wohl mein Favorit auf dem Album. Aber die Songs sind alle gut, haha.
Ihr seid eigentlich ständig auf Tour oder du bist mit deinem Soloprojekt aktiv. Wann und wo habt ihr das neue Album da schreiben können?
Wir haben die Songs bei Jay (Mass, Gitarrist – Anm. d. V.) geschrieben und auch dort aufgenommen. Bis auf die Drums, die in einem Studio in Massachusetts aufgenommen wurden.
Ihr erzählt über eure Alben hinweg die Geschichte einer amerikanischen Familie nach dem zweiten Weltkrieg. Von welcher Perspektive aus habt ihr die Story dieses Mal beleuchtet?
Von der eines Pastors aus, der im zweiten Weltkrieg Soldat war. Aber ich möchte da gar nicht so viel drüber erzählen, da die Leute es selbst erfahren sollen, wenn sie die Musik hören.
Das sieht man ja auch im Video zur ersten Single ‚Spared In Hell‘.
Genau, alles was wir machen, egal ob Songs, Videos oder sonst was hat mit der Story zu tun, die wir bisher erzählt haben. Das Video gibt schon sehr deutlich wieder, was man auf dem Album an Handlung erwarten kann.
Bei einer Story, die deutlich in der Vergangenheit spielt: Ist es schwierig moderne Bezüge herzustellen?
Nein, eigentlich nicht. Ich kann auch aktuelle Themen mit in die Lyrics einfließen lassen. Damit hatte ich noch nie Probleme. Es muss halt nur in den lyrischen Kontext passen und darf nicht zu auffällig sein.
Bei all der Kriegsthematik und dem Ansprechen von sozialen Missständen, würdest du DEFEATER als eine politische Band bezeichnen?
Nein, gar nicht. In der Band gibt es Leute, die wirklich starke politische Überzeugungen haben, aber das wollen wir nicht mit einfließen lassen. Die Story darf gerne interpretiert werden und du kannst dir davon nehmen, was du willst, aber wir propagieren keine politischen Meinungen. Auch wenn es hier und da sicherlich kleine Hinweise auf unsere eigenen Überzeugungen zu entdecken gibt.
Euer neues Album erscheint über Epitaph Records. Wieso habt ihr euch für dieses Label entschieden und was hat Epitaph von möglichen anderen Interessenten abgesetzt?
Epitaph ist ein ziemlicher Traum für uns alle. Sie haben so viele unfassbar gute Platten veröffentlicht. In den Mid-90s haben sie wirklich essentielle Punk-Alben veröffentlicht. Es ist alles sehr natürlich entstanden. Es gab kein Wettstreit an immer neuen Angeboten von Plattenfirmen, sondern eine Freundin von uns arbeitet bei Epitaph und hat sich ein paar Shows von uns angeguckt. Schließlich wurden wir von Brett (Gurewitz, Gründer von Epitaph Records und Gitarrist bei BAD RELIGION – Anm. d. V.) gefragt, ob wir nicht bei seinem Label unterschreiben wollen.
Ihr habt jetzt vier Alben veröffentlicht, das ist länger als die meisten Bands in der Hardcore-Szene durchhalten. Was meist du, wie viel steckt noch in DEFEATER? Habt ihr noch Ziele, die ihr euch unbedingt erfüllen wollt?
Nein, nicht wirklich. Wir von DEFEATER nehmen alles wo, wie es halt kommt. Würden wir uns nächste Woche auflösen, wären wir mit „Abandoned“ als letztes Album sehr zufrieden. Wir haben kein bestimmtes Ziel im Auge, außer Spaß zu haben. Wenn dem mal nicht mehr so ist, dann wäre es auch an der Zeit aufzuhören.
Text by Sebastian Berning