Togtherfest mit Youth of Today, American Nightmare, Trash Talk, Vanishing Life und Wolf Down
Location: Zeche Carl, Essen
Datum: 18.02.2017
Das Togetherfest reist das zweite Mal durch Europa. Geboten werden wie im Jahr zuvor Hardcore-Klassiker und aktuelle Bands. Mit YOUTH OF TODAY hat man dieses Jahr ein New Yorker Original verpflichten können, AMERICAN NIGHTMARE touren zum ersten Mal seit 15 Jahren durch Europa (wenn man die kurze Stippvisite von 2015 nicht dazurechnet) und dazu kommen drei sehr aktuelle Bands.
In der Essener Zeche Carl findet der erste Stopp der Tour statt. Der Vorverkauf lief wohl nicht allzu gut. Immerhin kosteten die Tickets knapp 32 Euro. Als die Vegan-Links-Mosh-Kapelle WOLF DOWN ihr knapp 30 minütiges Set zum Besten gibt, sind in der Halle vielleicht 50 Leute. Gut, die Zeit der Band ist wohl eh vorbei. Seit Sängerin Sandra nicht mehr in der Band ist, ist auch der Hype etwas abgeflacht. Mit neuem FrontMANN schafft man es nicht mehr so eigenständig zu klingen. Das aktuelle Album ist mehr eine stupide Abneinanderreihung von Breakdowns, C-Klasse-SEPULTURA-Riffs und linkspolitischen Veganismus-Texten. Gut geht anders! Auch die Show ist nicht mehr so vital wie früher. Ich habe die Band 2014 einmal in Düsseldorf gesehen und man hat den kleinen Laden auseinander genommen. Heute herrscht vor der Bühne eher wohlwollendes Kopfnicken und Anstandsapplaus. Immerhin das abschließende ‘Stray From The Path‘ entlockt einigen Fans einen kleinen Sing-along vor der Bühne.
VANISHING LIFE ist das komplette Gegenteil von WOLF DOWN. Statt straightem Proll-Hardcore gibt es Grunge mit komischem Gesang. In bester 90er Manier spielt sich das Quartett durch leicht schräge Kompositionen, die teilweise an SMASHING PUMPKINS, SOUNDGARDEN, MELVINS oder Konsorten erinnern. Dazu gibt es schiefen Gesang und ganz komischen, aber lustigen Ansagen. Eigentlich sind diese sogar das beste am Gig der Amerikaner.
Dann kommen TRASH TALK, ein Garant für wilde und unberechnenbare Konzerte. Aber wo ist Sänger Lee? Gerne kommt er mal etwas später auf die Bühne – heute aber gar nicht. Die Texte werden vom Bassisten ins Mikro gebrüllt. Irgendwie geht ohne Lee als Vorturner viel von der Energie verloren. In 20 Minuten prügelt sich die Band durch etwa 14 Songs. Teilweise entstehen sogar wilde Szenen vor der Bühne, aber es ist einfach nicht so gut wie sonst. Es fehlt das Unberechenbare, was eine Show der Amerikaner auszeichnet. Da nützt auch kein ‚Dig’, ‘Sacramento is dead‘ oder ‘F.Y.R.A.’ etwas, auch wenn die Prügel-Nummern wirklich gut sind.
Dann stehen endlich Wes Eisold und AMERICAN NIGHTMARE auf der Bühne. Der Frauenanteil vor der Bühne nimmt wegen dem charismatischem Sänger sofort zu. Für etwa 35 Minuten spielen sie die Hits ihrer beiden Alben ”Background Music” und ”We’re Down Till We’re Underground”. Ich persönlich hätte mir etwas mehr Publikumsreaktionen gewünscht, aber dafür ist das heutige Publikum wohl zu bunt gemischt. Trotzdem gibt es einige Sing-alongs und ein paar Nasen wirbeln im Pit umher. Songs wie ‘AM/PM‘, ‘Postmark My Compass‘, ‘American Love‘ oder ‘(We Are)‘ kommen super an und besonders Eisold tobt sich mächtig aus. Man kann nur hoffen, dass diese Band – zumindest was das Touren angeht – wieder aktiver wird. Neue Musik muss nicht einmal folgen.
Mit YOUTH OF TODAY kam ich vorher noch nie in Kontakt. Der Old-School-Hardcore der Band ist allerdings auch nicht so meins. Ein wirklich klarer Headliner sind sie auch nicht. Scheinbar ist das Publikum einfach zu breit aufgestellt. Junge Fans für WOLF DOWN und TRASH TALK, Düster-Fans für AMERICAN NIGHTMARE und alte Hasen für den Headliner. Trotzdem war es ein mehr als gelungener Abend mit harten Gitarren-Klängen, nur nicht wirklich homogen.
Sebastian Berning
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