AC/DC mit The Vintage Trouble in Köln, Jahnwiesen, 19. Juni 2015
Puh, 80.000 Menschen. Das ist so viel wie das gesamte Rock am Ring-Festival. Nur kommen dieses Mal, trotz extrem schlechten Wetter, alle 80.000 Menschen nur für eine einzige Band: AC/DC. Ich selbst war nie großer Fan der Altrocker, doch wollte ich die Australier zumindest einmal live erlebt haben. Allgemeinbildung und so. Wie gesagt: das Wetter ist für ein Open Air absolut ungünstig. Trotz Mitte Juni ist es kalt, grau und es regnet in Strömen, wird aber wenigstens im Verlauf des Abends trocken.
Die erste Band in Köln, die ich heute sehe, ist die zweite Band des Billings, THE VINTAGE TROUBLE. Mir (und wohl auch dem Großteil des Publikums) ist diese adrett in Anzüge gekleidete Truppe wohl eher unbekannt. Der soulige Rock der Gruppe ist allerdings ziemlich unterhaltsam, was jedoch auch besonders an dem extrem präsenten Sänger liegt, der das Publikum auf seine Seite ziehen kann mit seiner quirligen Performance. Es macht richtig Spaß ihm dabei zuzusehen, wie er über die Bühne stolziert. Allerdings ist mir persönlich der Sound nicht rockig genug, da man sich klangästhetisch sehr an den 1960er Jahren zu orientieren scheint.
Dann ist es Zeit für AC/DC. Wie eingangs erwähnt waren die Rocklegenden nie meine Band. Ein paar einzelne Songs sind zwar schon ganz gut. Es ist also mein letzter Versuch mit der australischen Gruppe anzufreunden. Immerhin ist das animierte Video-Intro schon einmal sehr imposant. Mit dem Titelsong des aktuellen, 15. Studioalbums ‘Rock or Bust‘. Hauptaugenmerk der Show sind klar Sänger Brian Johnson und Gitarrist Angus Young, heute in einer schicken lila Samt-Schuluniform. Der Rest der Band hält sich bei den knapp zwei Stunden Spielzeit im Hintergrund auf. Mal wird langsam über die Bühne geschlendert, doch niemals steht man so im Rampenlicht wie die beiden erwähnten Rockikonen.
AC/DC Angus Young Gitarrensolo Let There Be Rock
Das Set der Band besteht aus den allseits bekannten Gassenhauern, die man sogar kennt, wenn man kein wirklicher Fan der Gruppe ist (so wie ich). Einzig das Material der letzten beiden Studioalben ist mir unbekannt, aber zeitlose Klassiker wie ‘Hells Bells‘, ‘Shoot To Thrill‘, ‘TNT‘ oder das sehr gute ‘Thunderstruck‘ sind einfach jedem bekannt – egal, ob Rocker oder nicht. Genau dieser Gegensatz ist heute auch im Publikum zu sehen. Alteingesessene Rocker, Kuttenträger, Metalheads, Vater-Sohn-Duos, 16 jährige Mädels, Normalos und 50 jährige Damen rocken alle gleichermaßen zu den reduzierten Riffs von AC/DC. Ähnliches sieht man ja auch bei Bands wie METALLICA, IRON MAIDEN oder vielleicht auch noch MOTÖRHEAD, allerdings bin ich mir sicher, dass gut 10.000 der heute Anwesenden ein paar Tage zuvor sicherlich auch bei Helene Fischer im benachbarten Fußballstadion zugegen waren.
‘Let There Be Rock‘, welches heute durch ein gar nicht mal so gutes Gitarrensolo von Angus bis ins unerträgliche in die Länge gezogen wird, beschließt das reguläre Set. Zum Abschluss gibt es dann noch die beiden obligatorischen Hits ‘Highway To Hell‘ und ‘For Those About To Rock (We Salute You)‘. Nach knapp zwei Stunden ist dann allerdings Schluss und die Band verabschiedet sich endgültig von der Menschenmasse.
Ich kann nur von mir behaupten AC/DC einmal live gesehen zu haben, jedoch nicht, dass mich die Australier nun brennend interessieren. Das wird wohl nichts mehr mit mir und AC/DC in diesem Leben. Schlecht war die Show allerdings auf keinen Fall. Der Sound war selbst hinten noch super und die Lichtshow war ebenfalls eindrucksvoll. Nur musikalisch konnte und wird mich das wohl nie packen können.
Text und Fotos by Sebastian Berning