Alt-J und Hundred in Düsseldorf Mitzubishi Electric Halle
Alt-J und Hundred
Location: Düsseldorf
Datum: 19.11.2015
Als ich das ALT-J Konzert im Februar 2015 im Kölner Palladium besuchte, glich es eher einem Experiment. Ich kannte von der Band nur wenig, der Name war mir aber bekannt. Ich war damals positiv überrascht und habe mir schnell die beiden Alben „An Awesome Wave“ und „This Is All Yours“ ins Regal gestellt. Als die Band eine weitere Tour für den Herbst ankündigte, war mir schnell klar, dass ich wieder dabei sein würde.
Damals spielte man im ausverkauften Palladium in Köln, dieses Mal bucht man eine Nummer größer: Die bis zu 7500 Leute fassende Mitzubishi Electric Hall. Gut, man hätte im Palladium bleiben können. Die Halle ist nur halbvoll und viele Tribünen sind durch schwarze Vorhänge abgeschirmt. Auch anders ist, dass zwar noch immer ziemlich viele Indie-Kids dabei sind, um fleißig bei Instagram Fotos zu posten, aber es sind doch viele Erwachsene bei, die die 30 eher verabschieden als gerade begrüßt haben.
Die Vorband HUNDRED kannte ich vorher nicht. Geboten wird ein sehr Piano-lastiger und ruhiger Sound. Passend dazu ist die Bühne die meiste Zeit komplett in rot und dunklem blau gehalten. Die deutsche Band scheint den meisten Anwesenden unbekannt zu sein, jedoch kann der Klavierpop doch ganz gut ankommen. Irgendwie erinnert es an HURTS, ohne natürlich an deren elegante Tristesse heranzukommen. Die Show ist zudem ziemlich minimalistisch, was natürlich gut zur Musik passt, doch hätte ich mir in beiden Punkten – Musik und Performance – wohl doch etwas mehr Pepp vertragen. Nach einer halben Stunde verabschiedet sich die Berliner Band jedoch unter mehr als Anstandsapplaus.
Dann betritt ALT-J die Bühne. Die vier Musiker nehmen ihre Positionen ein und werden diese auch in den nächsten 80 Minuten nur kaum verlassen. Das Intro zu „This Is All Yours“ ertönt und die Fans begrüßten die Indie-Popper mit großen Beifall. Noch ist die Lichtshow sehr verhalten, doch schon beim nächsten Song nimmt diese an Fahrt auf. Man kommt sich beinahe vor wie auf einem PINK FLOYD-Konzert: Die Musiker sind irgendwie nur Nebensache, da Musik und Licht/Video das Zentrum der Show ausmachen. Von daher können die Herren auch locker wie angewurzelt stehen bleiben, das Auge sieht eh hinter die Band auf die Bildschirme, die teilweise spektakuläre Lichteffekte und Animationen laufen lassen. Besonders beim erstklassigen ‚Dissolve Me‘ kommen die grellen Farben und wirren Muster wirklich extrem gut.
Allerdings hat sich scheinbar nicht wirklich viel im Vergleich zur letzten Tour getan. Ich meine, dass eigentlich die kompletten Effekte doch schon auf der letzten Tour zum Einsatz kamen. Gut, es sieht immer noch sehr gut aus und langweilt nicht. Zeigt aber, dass ALT-J dieses mal das gleiche Programm abfahren wie auf der letzten Tour. Da gab es allerdings nichts zu motzen und dieses Mal eigentlich auch nichts. Der Sound ist glasklar und perfekt, visuell ist man über alle Zweifel erhaben und die Songauswahl ist zwar nicht überraschend, aber sehr gut. ‚Taro‘ beendet das 80 Minuten lange Set der Briten, die definitiv mehr Leute in der Halle verdient hätten als am heutigen Abend.
Text und Foto by Sebastian Berning
Englisch Version
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