Bands: Testament mit Sylosis
Testament mit Sylosis im FZW in Dortmund
Datum: 10.06.2015
Ich hatte mir eigentlich fest vorgenommen bei „Rock im Revier“ die Thrash Metal-Helden TESTAMENT endlich mal live zu erleben. Immerhin sind die ersten zwei, drei TESTAMENT-Alben fast die besseren METALLICA. Doch leider haben GALLOWS gleichzeitig gespielt, so dass ich den Entschluss fasste, Chuck Billy und Co eine Woche später als Headliner in Dortmund zu sehen.
Es ist eine Überraschung für mich, dass die Band in der großen Halle des FZWs spielt und nicht auf der Clubbühne des Venues. Bei den gut 400 Zuschauern wäre der Club zudem rappelvoll gewesen, doch hätte sicherlich der aufwendige Bühnenaufbau der Thrasher nicht auf die kleinere Bühne gepasst. Als SYLOSIS die Bühne betritt, sind vielleicht um die 150 Leute in der großen Halle. Der Großteil des Publikums nutzt das gute Wetter lieber für ein Bier an der frischen Luft. Schade, denn das Bier hätte man auch in der Halle bei extrem guter Musik genießen können. Zugegeben, ich bin mit der Truppe noch nie in Berührung gekommen, was ich jedoch höre, gefällt mir. SYLOSIS ist in etwa eine härtere und etwas kompaktere Version von TRIVIUM zu „Shogun“-Zeiten. Moderner Thrash Metal trifft auf viele Leadgitarren und musikalische Kompetenz. Was das Quartett an seinen Instrumenten liefert, ist schon mehr als solide. Im Publikum finden sich bereits eine Fans, die ihre Matten zu den mitunter schnellen Thrash-Attacken schütteln. Die Briten haben etwas mehr als eine halbe Stunde Spielzeit und enden ihr Set mit dem mächtigen ‚Imperial‘.
Nach einer halben Stunde Umbaupause gehen die Hallenlichter aus und TESTAMENT betritt die Bühne. Der „The Legacy“-Opener ‚Over The Wall‘ fungiert am heutigen Abend als Einstieg in das 80 Minütige Konzert. Chuck Billy rennt mit seinem kurzen und rotleuchtenden Mikroständer über die Bühne, raunt dabei seine Textzeilen und hat sichtlich Spaß. Diesen kann man auch dem Rest seiner Band attestieren. Besonder Gitarrist Alex Skolnick wirkt absolut sympathisch und post wild während seiner Soloeinlagen. Gene Holgan an den Drums macht sowieso niemand so leicht etwas vor.
Besonders bei den Blastbeats im Refrain von ‚Rise Up‘ merkt man dem renommierten Drummer seine Erfahrung an. Nahezu mühelos bearbeitet er sein Kit.
Testament mit Sylosis 80 Minuten im FZW
Etwas schade ist es schon, dass TESTAMENT nicht die Setlist ihrer letzten Tour mit EXODUS beibehalten, wo man „The Legacy“ sowie „The New Order“ beide in voller Länge spielte. Dafür ist zumindest Letzteres jedoch am stärksten in der Setlist vertreten. Klar, denn besonders Nummern wie ‚Into The Pit‘ oder ‚The Preacher‘ kommen extrem gut bei den Headbangern an. Spontan, weil Gene Bock drauf hat, spielt die Band sogar ‚Do Or Die‘, der nicht auf der Setlist stand (siehe Fotos). Eine sehr gute Wahl und ein Trostpflaster dafür, dass die Band ‚Alone In The Dark‘ nicht spielt. ‚Souls of Black‘ samt Bass-Solo zu Beginn und ‚Practice What You Preach‘ sind natürlich ebenfalls Klassiker, die in keinem TESTAMENT-Set fehlen sollten.
Doch auch neueres Material wie ‚Native Blood‘ und ‚Rise Up‘ kommen sehr gut beim Dortmunder Publikum an. Zumal die „Dark Roots of the Earth“-Tracks etwas besser zu Chucks Stimme passen, die nicht mehr ganz so klar klingt, wie auf den ersten fünf Alben der Bay Area-Band. Generell wird der Sänger an manchen Stellen sehr von den Möglichkeiten der Technik unterstützt, da er mit viel Hall und Effekt manche Textfragmente deutlich betont. Manch Silbe hallt noch gut zwei Sekunden nach. Macht aber nichts, da Chuck dies mit seiner sympathischen Art, viel Elan, viel Luftgitarre spielen und einer sonst mehr als ordentlichen Stimmperformance wett macht.
Trotz den lichten Reihen an diesem Mittwoch lässt sich das Quintett nicht die Laune verderben, sondern gibt über die gesamte Distanz Vollgas. Nach ‚Disciples of the Watch‘ ist nach 80 Minuten jedoch Schluss und die Band verabschiedet sich unter frenetischem Jubel von ihren Fans. Im Nachhinein habe ich bei „Rock im Revier“ alles richtig gemacht. Hätte ich TESTAMENT mit Sylosis dort gesehen, hätte ich diese wirklich kurzweilige Show wohl verpasst. Gerne wieder!
Text und Fotos by Sebastian Berning