Deathcrusher Tour in Köln mit Carcass, Obituary, Napalm Death und Voivod
Deathcrusher Tour
mit Carcass, Obituary, Napalm Death und Voivod und Herod
Location: Live Music Hall, Köln
Datum: 02.11.2015
Deathcrusher Tour in Köln 2015: Ganze vier Musiklegenden stehen auf der Bühne: CARCASS, die Florida-Death-Größe OBITUARY, die britischen Grindcore-Pioniere von NAPALM DEATH und VOIDVOD, die mit ihrem avantgardistischem (Thrash) Metal etwas Abwechslung in das Death-lastige Package bringen. Mit HEROD hat zudem eine Newcomerband, die Möglichkeit sich einem größeren Publikum zu präsentieren.
18.30 an einem Montag in Köln. Das ist mutig vom Veranstalter. Ich schaffe es leider nicht pünktlich, verpasse HEROD und komme erst in die Halle als VOIVOD gerade den Opener ‚Ripping Headaches‘ beendet. Das Quartett ist in bester Stimmung und besonders der sympathische Sänger Snake macht eine gute Figur und hopst fröhlich über die Bretter, während seine Mitstreiter den abgefahrenen Metal, dem die Band ihren Kultstatus verdankt, spielen. Mir persönlich ist VOIVOD schon immer ein bisschen zu avantgardistisch und verrückt gewesen, aber live kann man sich das Ganze über etwas mehr als 35 Minuten schon gut antun. Besonders alte Nummern, wie ‚Order of the Blackguards‘ und die Thrash-Keule ‚Voivod‘ können beim Publikum punkten. Letztgenannter Song beendet zudem das Set, welches von den Fans mit euphorischem Jubel quittiert wird.
Als nächstes stehen die Briten von NAPALM DEATH auf der Bühne. Musikalisch konnte ich mit der Band und Genre Grindcore noch nie etwas anfangen. Auch heute zeigt sich, dass das aktuellere Material der Kapelle wesentlich besser ist als alte Gassenhauer wie ‚Scum‘ oder ‚You Suffer‘. Songs sind halt besser als kurze Krawallorgien. Live kann Frontmann Mike „Barney“ Greenway mit seiner Kombo allerdings auch bei mir punkten. Es gefällt mir wesentlich besser als erwartet, auch wenn mich die flotte Liveshow nicht zum Fan macht. Macht nichts, denn davon sind eh schon genug anwesend. In knapp 40 Minuten legt das Quartett die Kölner Live Music Hall in Schutt und Asche. Der Moshpit ist erstaunlich groß und wild für einen Supportact, der eigentlich als keiner gelten darf.
Für mich wird es mit OBITUARY bei der Deathcrusher Tour wesentlich aufregender. Die ersten vier Alben der Florida-Metaller sollten eigentlich in jeder gut sortieren Plattensammlung stehen. Mit dem Instrumental ‚Redneck Stomp‘ legt die Band schön stampfend los. Das groovt und groovt und groovt – so wie es neben OBITUARY nur wenige Truppen innerhalb dieses Genres können. Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk holzt sich die Band durch ihren klassischen Death Metal-Sound. Sänger John Tardy betritt erst beim folgenden ‚Century of Lies‘ die Bühne. Der gute Mann sieht in seinen Shorts-Sweatshirt-Kombi ewig gleich aus und klingt zum Glück auch so. Stimmlich kann Tardy vollkommen überzeugen und klingt genau wie auf Platte mit seinem unverkennbaren Röcheln. Freude kommt natürlich besonders bei alten Songs wie ‚Intoxicated‘, ‚Slowly We Rot‘, ‚Don’t Care‘ und ‚Dying‘ auf. Besonders der „Slowly We Rot“-Titelsong am Ende des Sets wird frenetisch bejubelt. Nach leider nur 45 Minuten verabschiedet sich OBITUARY allerdings schon und macht Platz für den verdienten Headliner des Abends.
CARCASS bei der Deathcrusher Tour ist mit Abstand eine der besten (melodischen Death) Metal-Bands, die die frühen 90er zu bieten hatte. Die Bühne wirkt bei den Briten sehr hell, was auch durch die Videoleinwand hinter den Drums verstärkt wird. Besonders mit dem meist grünen oder blauen Licht, wirkt die Show auch optisch sehr gut. Musikalisch gibt es eh absolut nichts zu meckern.
Das Quartett fegt durch alte Knüller wie ‚Buried Dreams‘, ‚Reek of Purtifaction‘ oder ‚Keep On Rotting In The Free World‘ sowie neues Material vom Comebackalbum „Surgical Steel“. Die Performance der Briten ist absolut solide, obwohl Gitarrist Bill Steer schon etwas deplatziert wirkt und wohl lieber in eine Classic Rock-Band spielen würde. Dennoch legt Steer einige superbe Soli hin. Sänger/Bassist Jeff Walker ist ein hervorragender Frontmann und kann das Publikum mit Leichtigkeit auf die Seite der Band ziehen. Auch das total tighte Drumming von Daniel Wilding soll erwähnt werden. Scheinbar mühelos drischt er 75 Minuten lang auf sein Schlagzeug ein.
Mit ‚Mount of Execution‘ und dem erstklassigen ‚Heartwork‘ (können Gitarren im Death Metal besser sein?) beendet CARCASS den ausgesprochen gelungenen und kurzweiligen Gig der Deathcrusher Tour, der noch einmal verdeutlicht, warum die Briten diese mit Legenden gefüllte Tour headlinen.
Text und Foto by Sebastian Berning
English Version
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