Sólstafir mit Mono und The Ocean in Köln Live Music Hall
Sólstafir mit Mono und The Ocean
Location: Live Music Hall Köln 26.10.2015
Datum: 26.10.2015
Für mich stellt der heutige Konzertabend ein Experiment dar. Post-Rock und Post-Metal sind wohl zwei der elitärsten Musikrichtungen des Gitarrengenres. Lange Songs, vielschichtig, lange instrumentale Passagen und teilweise sogar gar kein Gesang. Alle drei Bands sind mir nahezu unbekannt, obwohl mir das letzte Sólstafir-Album beim Probehören doch ganz gut gefallen hat, was ein Grund dafür ist, dass ich die Show in der nahezu halb leeren Live Music Hall in Köln besuche. In der Tat habe ich bei keinem Konzert erlebt, dass das hintere Hallendrittel mit einem Vorhang abgedeckt wurde.
Als THE OCEAN die Bühne betritt sind vielleicht 150 Leute in der Halle, jedoch füllt sich im Verlauf des Sets die Halle immer mehr. Ich habe THE OCEAN seit gut acht oder neun Jahren nicht mehr gehört. Damals war mir ihr Sound zu monumental, zu instrumental, zu atmosphärisch. 2015 hingegen gefällt mir die Liveshow extrem gut, die in der Tat zwischen monumentalen Gitarrenwänden und dezenter Elektronik pendelt. Die Lichtshow ist gigantisch, wenn auch gleichzeitig minimal. Die Gesichter werden von vorne so gut wie gar nicht angestrahlt, alles Licht vom von hinten und hüllt die Bühne samt der siebenköpfigen Band in ein meist grelles Licht. In den knapp 45 Minuten Spielzeit schafft die Band neben einem Intro ganze vier Songs. Langweilig war es dennoch nicht.
Die Japaner von MONO stehen als nächstes auf der Bühne. Nun, „stehen“ ist wohl zu viel gesagt. Die beiden Gitarristen sitzen, während die Bassistin in einem roten Kleid zwischen ihnen und den Drums steht. 70 Minuten Spielzeit wurde den Post-Rockern eingeräumt. In diesen 70 Minuten passiert auf der Bühne eigentlich gar nichts. Alleine die Farbe des Lichts ändert sich von Song zu Song, bleibt aber doch eher gleich und setzt keine Effekte. Dass muss die Lichtshow allerdings auch gar nicht. Trotz der rein instrumentalen Musik ist es nicht wirklich langweilig. MONO entführen in klangliche Welten, die man normal wohl gar nicht erwarten würde. Verträumt und stellenweise doch hart muten die fünf Songs des Sets an. Das Fernbleiben von Ansagen (oder Gesang) ist somit eher förderlich als störend. MONO sind wirklich eine beeindruckende Band – auch wenn es sich geschrieben sicherlich nicht so liest.
Die Isländer von SÒLSTAFIR sind jedoch der gerechte Headliner. ‘Dagmál‘ vom aktuellen Album „Ótta“ eröffnet das Set. Das Quartett sieht optisch etwas zu rockig für die melancholischen Post-Metal-Songs an, doch gerade das weibliche Publikum in den ersten Reihen freut sich über das modische Auftreten der isländischen Musiker. In ebenfalls 70 Minuten präsentiert das Quartett sieben Songs, die erstaunlich vielschichtig klingen. ‘Pale Rider‘ vom deutlich härteren und noch im Black Metal verwurzelten “Köld“ markiert eine Zäsur im Set durch seine wesentlich drückendere Härte. Ein Härte, die der Gruppe übrigens äußerst gut zu Gesicht steht. Leider gibt es nur noch einen weiteren Song von diesem Werk, nämlich das abschließende ‘Goddess of the Ages‘, bei welchem Sänger Aðalbjörn Tryggvason die Bühne verlässt und die Damen in der ersten Reihe mit vielen Umarmungen grüßt. Sowas sieht man auch nicht alle Tage.
Drei Bands in der Live Music Hall, die mir eigentlich ziemlich unbekannt waren und dennoch war es ein musikalisch äußerst erheiternder Abend. Besonders die ersten beiden Truppen haben es mir angetan und verdienen eine nähere Beschäftigung. Dennoch war auch der Gig von SÓLSTAFIR wirklich gut.
Text und Foto by Sebastian Berning
Englisch Version
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