Bands: Funeral For A Friend mit Shai Hulud
Location: Luxor, Köln
Datum: 02.04.2016
Das Ende. Die Walisischen Post-Hardcore-/Emo-Helden FUNERAL FOR A FRIEND lösen sich auf. Nach 14 Jahren als Band macht man das Licht aus. Die ersten beiden Alben “Casually Dressed & Deep In Conversation“ und “Hours“ gehören zu den ganz großen Taten im Emo-Zirkus der 00er Jahre. Nach zwei guten, aber nicht mehr ganz so heißen Alternative Rock-Alben fand man auf “Welcome Home Armageddon“ endlich wieder zur alten Stärke und Härte zurück. Nach dem letztjährigen “Chapter and Verse“ wird jedoch nichts mehr folgen. Das war‘s. 14 Jahre, drei EPs, sieben Alben und unzählige Hits. Verabschiedet wird sich mit einer Tour. Zwei Abende pro Stadt. Erst “Hours“ am ersten Tag, dann das Debüt am zweiten. Dazu jeweils ein Best-Of-Set. Die erste der beiden Nächte ist Pflicht für mich, da ich “Hours“ immer ein Stückchen besser fand als das Erstwerk.
Das Luxor ist ausverkauft – an beiden Abenden. Support gibt es jeweils von der befreundeten Band und den Hardcore/Metalcore-Veteranen SHAI HULUD. Ich habe die Jungs nur einmal vor Jahren auf einem Festival gesehen und war damals vom dem leicht chaotischen Hardcore mit Metal-Schalgseite nur wenig begeistert. Heute Abend gefällt mir die Performance der Amerikaner aber ziemlich gut. Einzelne Nasen scheinen mit der Gruppe vertraut zu sein, aber wirklich viel geht nicht vor der Bühne. Auch die Verweise auf die Essener Thrash-Formation KREATOR scheint das Publikum nicht zu würdigen, dennoch kann man nichts schlechtes über SHAI HULUD sagen. Heute ist nicht ihre Zielgruppe vor Ort, dennoch schlägt man sich bei dem halbstündigen Set mehr als wacker.
Nach einer Umbaupause ist es dann endlich so weit und ich werde FUNERAL FOR A FRIEND zum letzten Mal überhaupt sehen. Das Set fängt ohne Intro an, wie man es schon von den Touren davor kennt. Man begrüßt das Publikum und legt mit ‘All The Rage‘ klasse vor. Schön ist auch, dass man wieder etwas flotter spielt. Die “Hours“-Liveplatte vom letzten Jahr hinkt was das Tempo angeht dem Studioalbum nämlich etwas hinterher.
Die ersten elf Songs des Abends sind natürlich keine Überraschung, aber umso größer ist die Vorfreude auf Nummern wie ‘Drive‘ oder ganz eindeutig auf das brutale ‘The End of Nothing‘, dem wohl härtesten Track im FUNERAL FOR A FRIEND-Kosmos. Auch ‘Alveraz‘ und ‘Sonny‘, die beiden experimentelleren Songs, die “Hours“ beenden, sind live wirklich sehr gut. Mehr als einmal hat man im Albumverlauf Gänsehaut. Klar, Live-Klassiker wie ‘Roses For The Dead‘ oder ‘History‘ sind immer super, aber gerade die selten gespielten Nummern sind heute besonders.
Besonders geht es auch im Zugabenteil weiter: Die B-Seite ‘Lazarus (In The Wilderness)‘ hatte wohl keiner auf dem Schirm. Auch nicht, dass man tatsächlich einen Song vom dritten Werk “Tales Don‘t Tell Themselves“ spielen würde. Aber dessen Opener ‘Into Oblivion (Reunion)‘ gibt es heute tatsächlich. Selbst die Band meint, dass sie das wohl nicht mehr für möglich gehalten hätten. Beim dem flotten und melodischen Alternative Rocker geht das Publikum allerdings sehr gut mit. Vielleicht hat man diese LP in den letzten Jahren zu Unrecht aus der Setlist ausgeschlossen. Das Ende ist nah: ‘Juneau‘ und ‘Escape Artists Never Die‘ ertönen. Zum letzten Mal für mich.Nach 90 Minuten ist Schluss. Irgendwie bin ich traurig, dass sich die Band nun verabschiedet. Dafür habe ich sie zu lange gehört und die Alben zu sehr ins Herz geschlossen. Live war man in den letzten neun Jahren auch nie eine Enttäuschung. Besonders die letzten Shows haben nur so vor Energie gestrotzt. Hier geht eine der besten Bands Europas von der Bühne.
Sebastian Berning
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